Freiburg (cpi). So unvermittelt wie die durch Corona bedingten massiven Ausgangssperren und Besuchsverbote zu Beginn der Krise stellt auch die Lockerung der Einschränkungen die Altenpflegeheime vor Herausforderungen. Einrichtungsverantwortliche erleben die Sorge der Angehörigen und suchen nach Wegen zu einem passenden Umgang von Sicherheit und Kontakt gleichzeitig. Die kurzfristig angekündigte Lockerung der Ausgangs- und Besucherregelungen vor etwa zwei Wochen hatte bei den Heimleitungen der Caritas-Einrichtungen in der Erzdiözese Freiburg für Diskussionen gesorgt. Es waren vor allem organisatorische Fragen und Probleme, die schnell gelöst werden mussten, um bei der teilweisen Öffnung der Heime mögliche Infektionsrisiken für Bewohner und Mitarbeitende möglichst gering zu halten. Die Heimleitungen hätten sich deshalb gewünscht, dass ihre Perspektive aus der Praxis bei der politischen Entscheidung stärker gehört worden wäre, wie bei einer Videokonferenz des Diözesan-Caritasverbandes mit den Verantwortlichen vor Ort vor einigen Tagen deutlich zu vernehmen war. Inzwischen hat sich die Aufregung etwas gelegt. In den meisten Heimen wurden, unterstützt durch eine Arbeitshilfe der Caritas, zügig Besuchskonzepte, die an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind, erarbeitet, um gerade auch auf die kommenden Pfingstferien vorbereitet zu sein.
Bei Marco Kuhn-Schönbeck, dem Leiter des Altenpflegeheims St. Rafael in Titisee-Neustadt, löste die verordnete Lockerung zunächst ein "heterogenes Gefühl" aus. Vor allem auch deshalb, weil alle Bewohner*innen, Angehörigen und Mitarbeitenden einen eher restriktiven Umgang beibehalten wollten - "um die Corona freie Zone zu verteidigen", wie er sagt. Da bisher schon 15-minütige "Eins-zu-eins-Begegnungen" unter Einhaltung der geltenden Sicherheits- und Hygienevorschriften möglich waren, gab es in seiner Einrichtung keinen akuten Veränderungsdruck. Aufgrund der allgemeinen Lockerungen verstärkten sich dann allerdings die Besuchswünsche bei den Angehörigen, stellt der Heimleiter fest. Deshalb wird St. Rafael ab Mittwoch vor Pfingsten für Angehörige und Betreuer*innen nach vorheriger Anmeldung wieder geöffnet. Auch ein Spaziergang im Garten oder ein Besuch der hauseigenen Cafeteria ist dann wieder möglich, selbstverständlich unter Wahrung der erforderlichen Sicherheitsabstände und Hygienemaßnahmen. Die Öffnung sieht Kuhn-Schönbeck als "eine weitere Etappe auf dem Weg zur Normalität". Dabei setze man in St. Rafael darauf, Bewohner, Angehörige und Betreuer "sehr intensiv zu informieren, aufzuklären und auch zu bitten". "Wir wollen nicht Polizei spielen", sagt Marco Kuhn-Schönbeck, "sondern haben bisher schon gute Erfahrungen damit gemacht, miteinander im Gespräch zu bleiben".
Auch im Caritas-Seniorenzentrum Bürkle-Bleiche in Emmendingen und im Pflegeheim St. Margarethen in Staufen wird dem zunehmenden Wunsch der Angehörigen nach weiteren Lockerungen bei den Besuchsmöglichkeiten Rechnung getragen. In St. Margarethen wurde ein Besucherraum mit passendem Raumkonzept eingerichtet, in dem sich Bewohner und Angehörige nach Voranmeldung täglich von zehn bis 17 Uhr mit Schutzmaske und Sicherheitsabstand treffen können. Um die damit verbundenen organisatorischen Anforderungen bewältigen zu können, hat das Pflegeheim dafür eine zusätzliche Stelle eingerichtet. Auch im Seniorenzentrum Bürkle-Bleiche wurden im Foyer Begegnungsinseln mit Schutzkonzept eingerichtet. Über Sehen und Sprechen am Tisch hinaus will man aber auch vor allem für Bewohner*innen mit Demenz körperliche Kontakte ermöglichen. "Wir sind da kreativ unterwegs und werden in den nächsten Tagen ein Konzept ausprobieren, dass die Menschen sich auch einmal umarmen können", berichtet Uwe Zimmer. Der Leiter des Seniorenzentrums Bürkle-Bleiche weist dabei auch auf eine "enorme Mehrbelastung" für die Mitarbeitenden hin.