Freiburg (cpi). Kinder und Jugendliche in schwierigen sozialen Lebenslagen sind in der Corona-Krise zu sehr aus dem Blickwinkel von Politik und Gesellschaft geraten. Vor allem die Maßnahmen zur Kontaktvermeidung haben dazu geführt, dass viele Kinder und Jugendliche in belastenden familiären Situationen nicht in dem Maß begleitet und unterstützt werden konnten, wie es erforderlich gewesen wäre. Darauf machen die katholischen Jugendhilfeeinrichtungen, ambulanten Dienste und Erziehungsberatungsstellen in der Erzdiözese Freiburg mit einem "Zwischenruf" aufmerksam. In dem dreiseitigen Schreiben, das die Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen der Erzdiözese Freiburg (AGE) an das Sozialministerium, an die kommunalen Spitzenverbände und das Landesjugendamt adressierte, fordern sie nachdrücklich, den Infektionsschutz nicht über den Kinderschutz zu stellen: "Die Sicherstellung des Kindeswohls durch die staatliche Gemeinschaft bleibt als Verpflichtung auch in den Zeiten einer Pandemie unberührt".
Während des Lockdowns wurden Kinder und Jugendliche ausschließlich als Schüler*innen wahrgenommen. Ihre altersgemäßen Bedürfnisse wie Hobbies und Freundschaften pflegen, spielten keine Rolle und wurden nach Auffassung der Arbeitsgemeinschaft nicht berücksichtigt, als die Regeln des Infektionsschutzes politisch festgelegt wurden. Für bevorstehende weitere Maßnahmen sei "eine sorgfältige Güterabwägung zwischen Infektionsschutz und Kinderrechten" notwendig. Maßnahmen und Regeln müssten für die Kinder und Jugendlichen, insbesondere in den Jugendhilfeeinrichtungen, "verhältnismäßig, nachvollziehbar und vermittelbar sein und bleiben".
In dieser Ausnahmesituation seien gerade gefährdete Kinder und Jugendliche sowie belastete Eltern mehr denn je auf den Kontakt zu vertrauten Bezugspersonen aus Schule, Kitas und der Jugendhilfe angewiesen. Mit dem Blick auf eine zweite Infektionswelle fordert die Arbeitsgemeinschaft, die Kommunikation zwischen Jugendämtern und Einrichtungen der Erziehungshilfen sowie die Zugänge für Kinder, Jugendliche und Familien zu Jugendämtern und Anlaufstellen zu verbessern. Dazu gehört auch, die weitere Finanzierung der Erziehungshilfeangebote ohne Einschränkungen zu gewährleisten. Zusätzlich müssten Kosten für den Gesundheitsschutz und zur Aufrechterhaltung des Betriebs zum Beispiel für notwendige Testungen vom Kostenträger übernommen werden. Tausende von Kindern, die durch die Erziehungshilfe betreut, beraten und versorgt werden, dürfen gerade während eines möglichen neuen Lockdowns nicht alleine gelassen werden.
In der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen der Erzdiözese Freiburg (AGE Freiburg) sind als Netzwerk 15 ambulante Dienste, 14 Psychologische Beratungsstellen / Erziehungsberatungsstellen und 23 Einrichtungen der stationären und teilstationären Erziehungshilfen zusammengeschlossen.